BiografieJürgen von Woyski

Jürgen von Woyski wurde am 23. März 1929 in Stolp geboren. Sehr bald war Malen und Zeichnen die liebste und wichtigste Beschäftigung.
1943 - 1944 Steinmetzlehre an der Schule für gestaltendes Handwerk in Posen, die er kriegsbedingt abbrechen musste.
Der Krieg verschlug die Familie nach Osterwieck im Harz. Bereits hier zeigte er in Gaststätten und Schulen seine Malereien.

Den Wunsch, einmal künstlerisch arbeiten zu können, hegte er schon als Kind und er verstärkte sich in seiner Jugendzeit. Auch sein Bruder teilte diese Neigung.

Folgerichtig wurden auch beide am 1. Februar 1948 Studenten der Kunstschule Burg Giebichenstein in Halle. Nur ein Jahr währte diese Studienzeit, dann musste er sie aus finanziellen Gründen abbrechen.
Danach nahm er an einem Werklehrerseminar in Halle teil.
1950 bis Anfang 1952 war er als Neulehrer im Schuldienst tätig, wurde jedoch bald, als Reaktion eines Antrages an den damaligen Präsidenten Wilhelm Pieck, wieder vom Schuldienst befreit und ihm wurde die sofortige Aufnahme eines Bildhauerstudiums an der Hochschule für angewandte Kunst in Berlin Weißensee ermöglicht.

Ein sehnlichster Wunsch ging für Jürgen von Woyski in Erfüllung. Die Profilierung dieser Hochschule entsprach seinen Vorstellungen, Interessen und Neigungen.
Bereits bei der Aufnahmeprüfung konnte er die Lehrer von seinem großen Talent überzeugen.

Besonders die Lehrer Fritz Koelle und Heinrich Drake prägten nachhaltig den begabten und werdenden Bildhauer.
An dieser Einrichtung studierte er von 1952 - 1955 und in den Jahren 1981 - 1986 war er an dieser Hochschule selbst als Lehrer tätig und Leiter der Abteilung Baukeramik.

Seine Diplomarbeit gestaltete er als 12 gleichgroße Relieftafeln aus Keramik, auf denen er das Leben und Arbeiten der Lehrer und Studenten in allen Studienabteilungen darstellt.
Mit dieser Arbeit bewies er, dass charakteristische Wesenszüge und Gestaltungsmerkmale zu erkennen ihn besonders auszeichneten und er das Beobachtete und Aufgenommene künstlerisch ausgezeichnet gestalten kann. Eine Fähigkeit, die wir immer wieder in seinen Arbeiten bewundern können.

Diese Arbeit ziert noch heute die Eingangssituation der Hochschule.

Die Zusammenarbeit hierbei mit dem Architekten des Neubaues der Hochschule und Leiter der Abteilung Architektur, Selmanagic, ließ ihn schon als Student erleben, wie förderlich es ist, bereits in der Phase der Projektierung von Gebäuden, den Gedankenaustausch mit den am Bau Beteiligten zu pflegen, eine Erkenntnis, die für sein späteres Wirken von entscheidender Bedeutung war und die er sich bemühte, umzusetzen.

Bereits vor dem Abschluss des Studiums heiratete er 1954 seine Frau Ulrike.
Die Suche nach einer geeigneten Umgebung, in der er sich beruflich erproben und entfalten konnte endete mit der Entscheidung, seinen beruflichen Weg in Hoyerswerda zu beginnen.
Sie ist ihm nicht ganz leicht gefallen und letztlich gab der damalige Chefarchitekt für Hoyerswerda, Ferdinand Rupp, den entscheidenden Anstoß. Er forderte ihn und andere junge Künstler auf, mit ihm für diese neu entstehende Stadt zu arbeiten.

Es sollte sich herausstellen, dass diese Entscheidung für Jürgen von Woyski und die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hoyerswerda eine segensreiche Entscheidung war. Aus dem Beginnen der beruflichen Laufbahn in Hoyerswerda wurden über 40 Jahre Schaffen und Wohnen in dieser Stadt.

Er kam damals mit seiner Frau Ulrike, wie viele andere auch, in eine Gegend, von der Brigitte Reimann in ihrem Roman "Franziska Linkerhand" schrieb:

"Eine Landschaft zum Erbarmen, platt und grau, Felder, ein paar Birken, nackte Rutenbündel, ein zerrupftes Kiefernwäldchen, Dörfer die aussahen, als ob sie alle auf "ow" endeten, ein Dutzend Höfe, Heuschober, die runden oben zugespitzten Negerhütten glichen, Kohlgärten, ein zerbrochener Leiterwagen, über den Äckern flatterten plump schwarze Krähenschwärme auf - eine Hundetürkei, Klein-Sibirien und Wallachei".

Dies zu verändern ist Jürgen von Woyski mit angetreten. Er fand eine schöpferische Atmosphäre vor, die ihm genügend Möglichkeiten bot, seine im Studium erworbenen Fähigkeiten umzusetzen. Über die Arbeitsgruppe "Kunst am Bau", und den Beiräten für Stadtgestaltung, in denen er intensiv mitwirkte, fanden seine Ideen Durchsetzung.

Es gibt keine Ecke in "seiner" Stadt, die künstlerisch gestaltet ist, in die nicht die Ideen und Gedanken, das Können Jürgen von Woyskis mit eingeflossen sind.

Den festen Willen seine Vorstellungen zu verwirklichen, vereinten sich mit der Akzeptanz der anderen Mitwirkenden.
Das waren neben dem Chefarchitekten Ferdinand Rupp, z. B. der Architekt Siegbert Langner von Hatzfeld, der Gartenarchitekt Kurt Käppler und sein Partner beim Rat des Kreises, Horst Stupka.

Es gab viel zu tun, sollten sich doch die hier Ansiedelnden, überwiegend in der Kohle- und Energiewirtschaft und im Bauwesen Tätigen, in der rasch wachsenden Stadt eine angenehmes Wohnumfeld vorfinden und sich in ihrer Freizeit an der Kunst erfreuen können.

Der Aufbau der neuen Stadt brauchte den Bildhauer, brauchte den Künstler und immer stärker wurde seine Handschrift spürbar.

Solche Arbeiten wie die "Tänzerin" (1956), die Schönheit, Bewegung, Anmut und Lebensfreude ausdrückt und mit der er sich streitbar und gut in die Stadt einbrachte, oder der "Trompeter" (1958), der jetzt die Eingangszone zum Schloss ziert und zum Besuch des Museums bläst, "Stehender mit Kind" (1960), wurden angenommen und gehören heute zu Hoyerswerda, verleihen ihr einen unverwechselbaren Ausdruck .
Ein Bummel durch den Zoo von Hoyerswerda ist eine Begegnung mit Jürgen von Woyski. Hier begegnen uns z. B. seinen Arbeiten "Kinderreigen" , das Relief "Vom Ich zum Wir" (1958) und "Das Liebespaar unter dem Schirm" (1963).

Neben einer großen Anzahl von Plastiken für den freien Raum arbeitete er in den Anfangsjahren in einem großen Umfange an der Ausführung von Reliefs. Hier konnte er auf den gesammelten Erfahrungen aus der Studienzeit aufbauen. Besonders fruchtbringend für ihn war dabei seine Arbeit in den Werkstätten für Keramik bei Hedwig Bollhagen und dort das Zusammentreffen mit Waldemar Grzimek und anderen Künstlern.
Hier fand er auch zum farbigen Relief.

Das "Ländliche Fest" (1965) ist hierfür ein sehr schönes Beispiel, ebenfalls an einer Wand im Zoo zu bewundern. Dieses Relief zeigt das typische all seiner Arbeiten, die handwerkliche Gründlichkeit. An keiner Stelle sind Spuren von Nachlässigkeit zu bemerken.

Spricht man von seinen Keramikarbeiten sollen die vielen Kleinkeramiken nicht unerwähnt bleiben. Zu nennen sind: "Brot und Fisch" , "Fischerpaar" (1972) oder die Arbeit, "Buhnen mit Möwen".
Fast gleichzeitig mit der Ausführung architekturbezogener Arbeiten begannen für Jürgen von Woyski die Beschäftigung und die Mitarbeit bei Stadtkonzeptionen und das nicht nur in Hoyerswerda, sondern auch in Schwedt, Nordhausen, Frankfurt/Oder und Potsdam. Hierbei war ihm besonders der Architekt Siegbert Langner von Hatzfeld ein guter Berater und Mitgestalter. Beide profitierten sehr viel von dieser dauerhaften Arbeitsgemeinschaft. Diese Freundschaft währte bis zu seinem Tode.

Als Ergebnisse ihrer Zusammenarbeit sind im besonderen der Ehrenhain in Hoyerswerda (1975) und der Ehrenfriedhof in Spremberg (1977) hervorzuheben.

In beiden Arbeiten fanden sie andere Ideen zum Thema und zur Gestaltung.

Das Bemühen, zeichengebende plastische Kunstwerke für den städtischen Raum zu schaffen, ist für Jürgen von Woyski charakteristisch.

Die Mitarbeit bei der Stadtplanung von Potsdam bot ihm die Möglichkeit mit der Gestaltung der "Postsäule" , eine über 5 m hohe Arbeit, ein Zeichen für große Räume und moderne Bauweise zu setzen. Diese dafür benötigten großformatigen Steine hat er, wie so oft, ohne Hilfe von Steinmetzen künstlerisch bearbeitet.

Er hat viele Brunnenanlagen geschaffen, die heute aus den Stadtbildern nicht mehr wegzudenken sind. Bei diesen Auftragswerken ließ er sich vielfach von Traditionen und Formen der sorbischen Volkskunst anregen.

Den "Sorbenbrunnen" (1977) kann man in der Fußgängerzone von Cottbus bewundern und sich beim Verweilen an den Details der Ornamente erfreuen.
Seit einigen Jahren zieht der "Sorbische Brunnen" (1980), einst für Bautzen geschaffen und vor einigen Jahren auf dem Altmarkt in Hoyerswerda stehend, die Bürgerinnen und Bürger der Stadt und seine Besucher, in den Bann.
Mit viel Augenmaß und künstlerischem Blick hat er den idealen Standort auf dem Platz dafür gefunden.

Den sorbischen Mitbewohner hat Jürgen von Woyski z.B. auch in den Keramikarbeiten "Osterreiter", "Sitzende Sorbin" oder "Sorben unter dem Torbogen" dargestellt.

Meisterhafte Menschendarstellungen sind ihm gelungen. Wer kennt nicht die Plastiken "Albert Schweitzer" (1961), "Albert Einstein" (1963), den "LPG - Bauer" (1960), "Lernendes Bauernpaar" (1964) oder die "Arbeitergruppe" (1961). Bei letzteren möchte man hinzuspringen und Feuer geben.

Wie viel Schönheit, Anmut und Bewegung sprechen aus seinen Plastiken "Liebespaar", "Stehende", "3 sitzende Frauen" und ganz besonders der Kleinplastik "Sabine auf dem Stuhl".
Seine Liebe zur Musik kommt in vielen seiner Arbeiten zum Ausdruck. Zu seinen Meisterwerken gehört ganz sicher der "Flötenspieler" (1957), nicht weniger gelungen der "Trommelnde Neger" (1958).

Jürgen von Woyski gelang es in seinen Arbeiten, durch genaue Beobachtung, Naturszenen detailgetreu darzustellen. Beim Betrachten der "Aufbrechenden Frucht" (1975) sieht man diese förmlich sich entfalten, im "Vogelflug" (1974) kann man die Schwäne davon fliegen sehen und die "Kraniche" (1958) sind graziös in Stellung gebracht.

Der Bildhauer Peter Kern hat recht, wenn er einmal sagte: "eine gewisse Nachdenklichkeit befällt mich, denke ich daran, welchen in seinen Kleinplastiken angedeuteten Weg hätte Jürgen von Woyski gehen können, wäre da nicht die extreme Herausforderung durch gesellschaftliche Inanspruchnahme gewesen".

Jürgen von Woyski hasste den Krieg und den Terror und hat in Auftragswerken versucht, dies darzustellen und den unschuldigen Opfern von Verbrechen ein ehrendes Denkmal zu setzen. Diese Arbeiten sollen aber zugleich Mahnung an die heutige und spätere Generationen sein dafür zu wirken, dass sich das nie wiederholt. Neben den bereits genannten Arbeiten stehen für diese Aussage das "Mahnmal für die Opfer des Todesmarsches 1945 in Jessen" (1961) oder das Mahnmal "Lager Dora" (1964) bei Nordhausen. Schaut man in die dargestellten Gesichter der Häftlinge kann man die Leiden und den Schmerz dieser Menschen nachempfinden.

Dazu zählt aber auch die Gedenkwand für die Opfer der Nazidiktatur auf dem Friedhof in Schwedt (1988).

Jürgen von Woyski stand nicht außerhalb der Gesellschaft, sondern mischte sich ein. Zeugnis dafür ist seine Arbeit "Vereinigung" (1971).

Der Name Jürgen von Woyski ist unmittelbar mit den internationalen Bildhauersymposien, die seit 1975 anfangs im Zwei-Jahres-Turnus und später jährlich in der Stadt Hoyerswerda ausgetragen wurden, verbunden. Er war Mitinitiator, künstlerischer Leiter und Mitgestalter.

Sie machten Hoyerswerda als Kunststadt international bekannt, schufen Begegnungen mit anderen Gedankenwelten und Techniken, erhöhten die Vielfalt der Kunstwerke in unserer Stadt und darüber hinaus in Cottbus und Guben und ermöglichten es interessierten Bürgern, hautnah mit den Bildhauern in Verbindung zu kommen.

9 Symposien haben unter seiner Leitung stattgefunden. Zu seinen schönsten Symposiumsarbeiten gehören "Aufbrechende Frucht" (1975), "Beschütztes Leben" (1981), "Ikarus"(1987) und "Liebespaar" (1985).

Studien- und Arbeitsreisen führten Jürgen von Woyski u.a. nach Rumänien (1963), Indien (1964),Griechenland (1976 und 1978) und Jugoslawien (1979).Jede Studienreise und jeder Urlaub, bereicherten seine Arbeiten und ließen neue Kunstwerke entstehen.

Es war wunderbar für Jürgen von Woyski, aus dem Stein die Gestalt, die Schönheit und die Anmut wachsen zu sehen, den Stolz zu empfinden, den Stein besiegt zu haben und davon überzeugt zu sein, damit vielen eine Freude zu bereiten.

Sein Gesundheitszustand zwang ihn, mit Beginn der 90iger Jahre von der Arbeit mit dem Stein Abschied zu nehmen um sich nun ganz der Malerei und neuen kreativen Techniken zu widmen.

Er sagt dazu selbst:

"Besonders im Alter, wo schwere Bildhauerarbeit nicht mehr zu machen sind, greife ich zum Papier, Stift und Farbe. So wird jetzt besonders meine nächste bekannte Umgebung mein Motiv. Dabei ist jetzt für mich wichtig geworden: genaueres Sehen - im Detail das Ganze erfassen, dabei dem Geheimnis der Natur auf die Spur kommen: Die Ordnung in der Unordnung entdecken".

Sehr schöne Bilder hat er uns in den letzten Jahren noch geschenkt.

Dazu gehören die Bilder zum "Dubringer Moor", "Kreta", "Ostsee" und Ansichten um die "Moritzburg" bei Dresden.

Er unternahm den Versuch, für sein Schaffen die Kopiertechnik einzusetzen und mit Erfolg.
Experiment "Schwarz/ Weiß" nannte er diese entstandenen Arbeiten.

Er schrieb hierzu:

" Der Anspruch ist hoch. Bilder auf dem schwarz-weiß Kopierer herzustellen fordern in der Gestaltung zu eigenen Gesetzen heraus. Es bleibt eine Gratwanderung zwischen den vielen Möglichkeiten der Gestaltung und dabei besteht immer die Gefahr des Absturzes in das Beliebige. Das Ziel Bleibendes zu schaffen ist ein weiter Weg, also probieren wir weiter."

Beim Versuch, neue Techniken der Steinbearbeitung einzusetzen, entstanden solch interessanten Arbeiten, wie: "Aufstieg", "Universum", "L amour" oder "Tor zu Afrika".

Er war unermüdlich tätig und sein Fleiß, sein Können, sein Kreativität, die sich in seinen Arbeiten widerspiegeln, erfuhren viele Ehrungen und Würdigungen.

Jürgen von Woyski erhielt
1961 den Carl-Blechen Preis II. Klasse verliehen
1965 wurde er mit dem Kunstpreis der DDR ausgezeichnet.
1969 wurde er zum Außerordentlichen Mitglied der Akademie der Künste gewählt und
1974 wurde er ordentliches Mitglied der Akademie.
1986 erhält er die Hans-Grundig-Medaille des Verbandes Bildender Künstler der DDR und
1987 den Nationalpreis der DDR III. Klasse.

Nahezu 45 Jahre lebte und wirkte Jürgen von Woyski in der Stadt Hoyerswerda. Sein Schaffen drücken dieser Stadt maßgeblich den Stempel auf, gaben ihr eine ganz besondere Note.
Wie kein anderer hat er dazu beigetragen, das Ansehen der Stadt Hoyerswerda im positiven Sinne weit über seine Grenzen hinaus zu erhöhen.

Deshalb war es eine logische und notwendige Entscheidung des Stadtrates, Jürgen von Woyski anlässlich seines 70. Geburtstages die Ehrenbürgerwürde zu verleihen.

Im November 1998 zog er mit seiner Frau von Hoyerswerda nach Dresden.

Die Verbindung zu Hoyerswerda hat er deshalb nicht abreißen lassen und weitere Arbeiten für Hoyerswerda realisiert.
Im November 1999 war er persönlich anwesend, als seine Friedensstele an der Johanneskirche in Hoyerswerda enthüllt würde.

Es war sein großer Wunsch, viele seiner bedeutenden Werke als Gesamtheit in einer Stiftung zu bewahren, zu erhalten und mit dieser seiner Stiftung, die bildende Kunst zu fördern.

Am 25.04.2000 konnte die erste Stiftungsversammlung im Schloss der Stadt Hoyerswerda durchgeführt werden. Leider war Jürgen von Woyski zu dieser Zeit schon an das Krankenbett gebunden.

Die letzten Unterschriften setzte er unter ein Dankesschreiben, das er an all jene richtete, die durch Spenden und den Kauf einer Dauerleihgabe zur Anerkennung der Stiftung beigetragen haben.

Jürgen von Woyski starb am 30. Mai 2000.